Perlen glänzen am besten, wenn sie gepflegt werden. Für Izmir, das oft als „Perle der Ägäis“ bezeichnet wird, ist dies keine leichte Aufgabe. Offiziellen Angaben zufolge hat die Stadt mehr als 2 Millionen Einwohner, in Wirklichkeit sind es jedoch etwa 3-4 Millionen: Sie ist nach Istanbul und Ankara die drittgrößte Stadt der Türkei. Izmir hat den zweitgrößten Hafen des Landes. Und natürlich sind die typischen Probleme türkischer Großstädte wie Staus, Abgase und Lärm nicht zu vermeiden.

Wenn Izmir dennoch seine Anziehungskraft behält, dann vor allem wegen der vielen Kontraste im täglichen Leben: im orientalischen Basar, auf dem mondänen Platz des Konak (Regierungsgebäude) oder in den Vierteln, die sich an den Hängen des Berges Kadifekale hochziehen. Überall spürt man den Puls einer türkischen Großstadt, in der der Übergang von anatolischer Tradition zu westlichem Einfluss oft nur eine Haaresbreite entfernt ist. Und diese Stadt, mit all ihren Widersprüchen, spiegelt die moderne Türkei wie ein Spiegel wider.

Eine kurze Geschichte von Izmir

In der Tat ist Izmir eine relativ neue Ergänzung der modernen türkischen Stadt. Sie ist seit dem dritten Jahrtausend v. Chr. bewohnt. Äolische und später ionische Griechen gründeten hier ab 1000 v. Chr. eine Kolonie. Sie machten Smyrna, den alten Namen von Izmir, zu einer blühenden Stadt, in der um 800 v. Chr. Homer, der erste europäische Dichter, sein poetisches Epos über den Trojanischen Krieg geschrieben haben soll. Die Stadt wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. von den Lydiern zerstört und unter Alexander dem Großen (336-323) wiederaufgebaut.

Trotz aller Wechselfälle der Geschichte ist die Stadt auch in den folgenden Jahrhunderten griechisch geprägt geblieben. Auch als die Osmanen schließlich 1415 ihre Flagge in Smyrna hissten, änderte sich in der Stadt nichts. Auch die Sultane profitierten von der alten Rolle der Stadt als Hafenstadt und Tor zum Handel mit dem Westen und tolerierten daher ihre christlichen Einwohner. Selbst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, nach fast 600 Jahren türkischer Herrschaft, waren die meisten Einwohner der Stadt Griechen (120.000 Menschen), die friedlich mit Armeniern, Türken und Juden zusammenlebten.

Erst 1922, in der vergifteten Atmosphäre der nationalistischen und imperialistischen Ideologie, kam es zu Problemen: Griechenland versuchte, ganz Westanatolien zu erobern. Die türkische Armee unter der Führung von Kemal Atatürk eroberte Smyrna zurück und brannte es bis auf die Grundmauern nieder. Mehr als 100.000 Griechen flüchteten aus der Stadt, die seit fast 3.000 Jahren ihre Heimat war. Die türkischen Sieger bauten die Stadt wieder auf und gaben ihr ein neues Aussehen und einen neuen Namen.